PETER HEDEGAARD-Der stille Feingeist

Im Sommer 1975 macht sich ein junger Mann vom dänischen Küstenort Grena auf den Weg ins 370 Km entfernte Kopenhagen. Er braucht Urlaub, Abwechslung vom kleinen Heimatort, Abwechslung von den Farben und Gerüchen, denn er verdient sein Geld als Maler.

Sein wichtigstes Ziel, als er in Kopenhagen ankommt, ist der Amagertorv, wo sich der wichtigste „Pfeifentempel“ der Stadt befindet- das Geschäft von W.Ø. Larsen. Nachdem er einige Zeit völlig begeistert die Exponate angestaunt hat, die dort zu sehen sind, trifft er auf den Chef, Ole W.Ø. Larsen. Der junge Mann stellt sich Larsen als Peter Hedegaard vor und erklärt, dass es sein Wunsch sei, Pfeifenmacher zu werden. Unglücklicherweise hat Larsen gerade schon zwei Lehrlinge eingestellt und kann Peter nicht helfen. Die anfängliche Enttäuschung wandelt sich bei Hedegaard aber schnell in den festen Willen, es weiter zu versuchen. Er will Pfeifenmacher werden !

Anfang 1976 beschließt er, nach Kopenhagen umzuziehen und tatsächlich klappt es in diesem Jahr auch mit der Lehrstelle bei Larsen. Hedegaard kommt unter die Fittiche von Jess Gertsen und Tonni Nielsen. Peter ist wissbegierig und talentiert. Er lernt schnell und man ist mit seinen Fortschritten sehr zufrieden.

Nach dem Ende seiner dreijährigen Lehrzeit beschließt er, sich mit der Pfeifenmacherei auf eigene Füße zu stellen. Wie er später erzählte, überschätzte er sein Können zu diesem Zeitpunkt. Mit der festen Überzeugung, das Beste geschaffen zu haben, was es auf dem Pfeifenmarkt gibt, sendet er seine ersten Pfeifen an Otto und Kopp und rechnet mit Begeisterungsstürmen. Nun, diese Stürme halten sich in Grenzen. Man ist zwar angetan von seinen Werken, lässt aber durch die Blume wissen, dass ein wenig Reife und Erfahrung noch fehlen könnten.

Hinzu kommt, dass sich Peter nicht mehr recht wohl fühlt, in Kopenhagen. Er sehnt sich nach mehr Ruhe und Abgeschiedenheit und findet passende Räumlichkeiten an der nordöstlichen Spitze Dänemarks, in Helsingør.

Nicht nur, dass er dort in Ruhe seinen Stil verbessern kann, seine Pfeifen rasch an Reife und Qualität gewinnen und immer gefragter werden. Hedegaard ist von Natur aus ein stiller, gern in sich gekehrter und nachdenklicher Mensch. Eine intensive Beschäftigung mit Theologie und Theosophie sind ihm ebenso wichtig, wie seine geliebte Musik. Trotz seines Umzugs nach Helsingør reist er regelmäßig eine Stunde mit dem Zug nach Kopenhagen, um dort bei einem Dirigenten Geigenunterricht zu nehmen. Zudem ist seine Leidenschaft für Richard Wagner schon beinahe obsessiv. So schaut er die gleiche Parsival-Inszenierung am königlich-dänischen Theater ganze  siebzehnmal an und reist regelmäßig zu den Bayreuther Festspielen.

Obwohl er nur wenige Pfeifen in Dänemark verkauft, wird seine weltweite Fangemeinde immer größer. Der Hedegaard`sche Stil wird unverwechselbar und man kann sich bei seinen Pfeifen darauf verlassen, dass ihm nur das beste Holz gerade gut genug ist. Ausgehend von etwa zwanzig Grundshapes, die er sich geschaffen hat, variiert er diese Formen. Oft finden sich Bulldogshapes, aber auch kugel-oder hornartige Formen. Zumeist sind seine Pfeifen eher gedrungen, die Formen sind fliessend, aber immer mit klarer Abgrenzung des Kopfes zum Holm. Damit seine Pfeifen gut im Mund gehalten werden können, verfügen sie über breite Bisse bis zu 22 mm.

Nach und nach führt sein hochsensibles Wesen aber leider auch zunehmend zu Depressionen, unter denen er sehr leidet.

Ohnehin schon recht öffentlichkeitsscheu verschließt er sich mehr und mehr und ist kaum einmal auf Messen oder Pfeifenshows anzutreffen. Der Beliebtheit seiner Pfeifen tut das aber keinen Abbruch.

Peter Hedegaard stammt aus Jütland und seine Sehnsucht, dorthin zurückzukehren, ist groß.Um das Jahr 2000 findet er eine geeignete Immobilie und siedelt erneut um.

Bei allem Erfolg wird seine persönliche Situation aber immer schwieriger. Er ist sich der Schwere seiner Erkrankung sehr wohl bewusst, findet aber immer seltener einen Weg, damit umzugehen.

Peter Hedegaard verstirbt am Osterwochenende 2007 in seinem Haus in Jütland. Er wird nur 57  Jahre alt.

Mit ihm verlor die Pfeifenwelt einen, der besten Pfeifenmacher überhaupt. Seine Stilsicherheit bei der Formenfindung inspiriert Pfeifenmacher bis zum heutigen Tag. Tragisch, dass ihn seine Geister haben seinen Erfolg nie wirklich genießen lassen.

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