Denken sie bei „Escudo“ an die portugiesische Münze? Dann sind Sie vielleicht Numismatiker und hier eher falsch! Obwohl dieses Zahlungsmittel vermutlich der Namenspate für einen Tabak ist, der Legende wurde. Die Tabakmanufaktur Cope Bros.& Co. war die Wiege dieses Klassikers. Die Firma existierte von 1848-1952. Im Jahr 1912 taucht in ihrem Programm erstmalig der Navy Cut „Escudo“ auf, vermutlich benannt nach der 1911 eingeführten Münze.

Nach recht gesicherten Erkenntnissen eines Tabak-Historikers wurde er seitdem bei Cope produziert, bis zum Jahr 1952, als Cope an Gallagher verkauft wurde. Die Firma Gallagher produzierte die Tabakmünzen weiter, bis 1994 ihre Fertigung aus Kostengründen eingestellt wurde. Das hätte das endgültige Ende dieses „Wundertabaks“ sein können.
1997 entschloss sich aber die dänische Firma A.C. Petersen, den „Escudo“ erneut auf den Markt zu bringen. Zunächst nur in Dänemark wieder erhältlich, schaffte er 1999 den Sprung über den großen Teich und entzückte fortan auch die amerikanischen Virginia/ Perique-Fans. Nahezu zeitgleich verschwindet der „Escudo“ auf dem europäischen Markt und – welch‘ ein Zufall – ein Tabak mit Namen „Dunhill de Luxe Navy Rolls“ erscheint auf der Bildfläche der alten Welt. Heute vermutet man, dass Probleme mit den europäischen Markenrechten zu diesem Schritt führten. Als die Firma Petersen im Jahr 2000 von Orlik übernommen wird, erfolgt ein weltweiter Verkaufsstopp. Wieder geht es um Streitigkeiten bezüglich der Markenrechte. Die Klärung erfordert einige Zeit… und der Verkauf des „Escudo“ beginnt erneut.

Die Rechte an der Marke bleiben aber eine unendliche Geschichte. 2004 erwirbt die STG 50% von Orlik und die Rechte am „Escudo gehen“, nach längeren Verhandlungen, auf die STG über, die Orlik 2008 komplett übernimmt. Bis zum heutigen Tag erfolgt die Produktion des Tabaks bei Orlik/STG in Assens (DK).
In unserem Handel ist er aber nach wie vor nicht erhältlich. Die Tatsache, dass mit seinem Verschwinden auf den europäischen Märkten der „Dunhill de Luxe Navy Rolls“ erschien, gibt seither Anlass zur Spekulation, dass beide Tabake identisch sind.
Legionen von Pfeifenrauchern haben in den Jahren versucht, das oder das genaue Gegenteil zu beweisen. Natürlich konnte auch ich mich der Faszination „Escudo-Forschung“ nicht entziehen und wage mich an einen Antwortversuch. Gleiche Bedingungen, gleiche Pfeifengrößen, gleiche Stimmungslagen… und einmal sogar zeitgleich geraucht (ja, ich weiß, dass das verrückt klingt!). Nein, ich finde keinen Unterschied. Für mich sind die aktuellen Versionen beider Tabake absolut identisch.
Der „Unsinn“ zweier, identischer Tabake unter verschiedenen Namen erklärt sich wieder einmal über die Rechte-Problematik. Die im Jahr 2000 betriebene Klärung ergab wohl, dass nur die Rechte für die USA tatsächlich zweifelsfrei geklärt werden konnten. Was also sprach dagegen, Europa mit dem gleichen, großartigen Stoff zu füttern – nur unter anderem Namen? Natürlich weiß ich, welche Mythen sich um den „alten Escudo“ ranken. Mir war und ist es aber nicht möglich, diesen Tabak mit „Originalabfüllung“ aus den 50er Jahren zu probieren. So bleibt auch keine Möglichkeit, die Legenden auf ihren Wahrheitsgehalt hin abzuklopfen.

Lassen wir also den goldenen Mantel der Erinnerung mal am Haken und freuen uns, dass auch wir in den Genuss dieses erstklassigen Virginia-Perique-Kunstwerkes kommen. Schliesslich ist „Dunhill de Luxe Navy Rolls“ auch ein edler und schöner Name. Ich muss allerdings zugeben, dass es schon ein besonderes Gefühl ist, dieses „ESCUDO“ auf einer Tabakdose zu lesen. Das aber ist reine Psychologie und daher zu vernachlässigen. Der einzige Punkt, der mich ein wenig ärgert, ist, dass die Amis deutlich günstiger an dieses Leckerchen kommen… aber, man soll ja nicht knauserig sein!