BEN WADE PIPES – Wilde Odyssee ohne Happy-End

 

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Wir schrieben das Jahr 1860, als Benjamin Wade in Leeds, in der Grafschaft Yorkshire sein  Tabak – und Pfeifengeschäft eröffnete. Die Aufbruchstimmung der Branche war überall zu spüren und Wade hatte große Pläne. Schon ein paar Jahre nach Eröffnung startete er seine, eigene Pfeifenlinie. Streng englisch sollten seine Pfeifen in den Formen sein, zart, filigran und von feiner Qualität. Nur bestes Holz war gefragt, die Verwendung von Kitt verbot sich von selbst. Gentleman-Pfeifen eben, Produkte, die den Namensgeber stolz machen sollten.

Tatsächlich erreichten die Ben Wade Pfeifen schnell eine hervorragende Fertigungsqualität und konnten sich, bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges, in Güte und Rauchbarkeit durchaus mit Charatan oder Dunhill messen. Der erste, herbe Schlag für das Unternehmen kam während des Krieges. Da Leeds in der Erreichbarkeit deutscher Bomber lag, wurde die Firma während eines Fliegerangriffs größtenteils zerstört.

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Die Familie reagierte zäh auf diesen Schicksalsschlag, man baute die Fabrik neu auf und hatte bald den Anschluss an die alte Qualität wiedergefunden. Zum Ende der fünfziger Jahre entschloss man sich, aus persönlichen Gründen, zum Verkauf der Firma. Gleichzeitig verhandelte man sowohl mit dem traditionsreichen Mitbewerber Charatan, als auch mit Herman G.Lane. Lane war zu diesem Zeitpunkt der einflussreichste und mächtigste Mann im US-Pfeifenmarkt und Präsident von Lane LTD. Schon seit 1955 war Lane auch alleiniger Importeur für Charatan in den vereinigten Staaten und großer Liebhaber der Marke. Die Verhandlungen nahmen eine unerwartete Wendung, denn Lane kaufte kurzerhand nicht nur die Firma Ben Wade, sondern auch Charatan.

Diese Entwicklung war für den Namen Wade der Anfang der nächsten Katastrophe. Zwischen 1962 und 1965 ließ Lane die Produktion der Ben Wade-Pfeifen immer mehr zurücknehmen und zum Ende des Jahres `65 wurde die Fabrik in Leeds endgültig geschlossen. So endete eine, etwa einhundert Jahre alte Erfolgsgeschichte sang- und klanglos. Doch, nicht genug damit. Lane ließ die Produktionsmaschinen nach London, in die Fabrik von Charatan, in der Prescott Street, schaffen. Dort wurden von nun an, unter dem wohlkingenden Namen Ben Wade, durchschnittliche Serienpfeifen geschaffen, die mit dem Qualitätsanspruch Benjamin Wades nur noch sehr wenig zu tun hatten. Somit verkam der Name schließlich zur Zweitmarke und verlor sein gutes Ansehen beinahe völlig. Ein damaliger, amerikanischer Pfeifenspezialist wird mit den Worten zitiert: „Es ist eine Schande zu sehen, wie ein berühmter, alter Familienname von Menschen in den Schlamm gezogen werden kann, die vom guten Ruf von Männern profitieren, die längst tot sind!“

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Herman G. Lane focht das nicht an, im Gegenteil. Als Preben Holm in den USA den Importeur wechseln musste und zu Lane kam, beschloss dieser, dass der Name Preben Holm vorerst für den US-Markt „verbrannt“ sei. Er erinnerte sich seiner Namensrechte und fortan wurden Holms Pfeifen auf dem amerikanischen Markt unter dem Label „Ben Wade“ verkauft. Dank der hervorragenden Qualität, in der Preben Holm seine Pfeifen fertigte, bekam der Name Ben Wade zumindest auf dem amerikanischen Markt wieder einen guten Klang. Wenn auch die Formen und Shapes so gar nichts mehr mit dem zu tun hatten, für das der Name einmal stand.

Noch lange nach Herman Lanes Tod hielt die Nachfrage nach Holms „Ben Wade Pfeifen“ unverändert an. Preben Holm war allerdings als Pfeifenmacher deutlich talentierter, denn als Kaufmann. 1986 geriet er in eine solche finanzielle Schieflage, dass er beinahe alle Mitarbeiter entlassen musste. Die Ben Wade Produktion wurde auf ein Minimum gesenkt und endete mit dem, viel zu frühen Tod Preben Holms, im Jahre 1989. Das nächste, tragische Ende für die Marke „Ben Wade“ war gekommen !

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Einige Jahre schloss sich das Kapitel, bis Mitte der neunziger Jahre auf dem US-Markt plötzlich wieder Pfeifen mit dem Stempel „Ben Wade“ auftauchten. So recht wurde nie geklärt, wer da ein Comeback des Namens versuchte. Die Pfeifen waren, für ihre scheinbar makellos gestrahlten Oberflächen, erstaunlich günstig. Nach und nach kam man aber dahinter, dass hier mit Rustizierung den „Ringgrains“ ordentlich nachgeholfen worden war. Sie verschwanden, wie sie kamen.

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Der, vorerst letzte Teil der Geschichte wurde 1998 geschrieben. Da erwarb Peter Wilson, mittlerweile Chef des, ebenfalls sehr bekannten Traditionsherstellers Duncan LTD. die Namensrechte an Ben Wade von Dunhill, die ihn zwischenzeitlich, zusammen mit dem Namen Charatan ,übernommen  hatten. Heute werden die Wade-Pfeifen im Werk Walthamstow gefertigt, wo sie sich, praktischerweise, mit Parker Hardcastle und Dunhill nicht nur die Adresse und die Telefonnummer, sondern auch den Vertrieb teilen. Ob nun die so gebeutelten Ben Wades endlich wieder dauerhaft eine Bleibe im Heimatland gefunden haben, bleibt abzuwarten. Die Unruhe am Pfeifenmarkt und um die Zukunft von Dunhill Pipes könnte auch den, einst von Benjamin Wade begründeten, guten Namen, quasi als Kollateralschaden, wieder in einen Strudel der Veränderung reißen.

Ein Ende der Irrfahrt durch Zeiten, Stile und Kontinente scheint immer noch nicht erreicht. Obwohl es der, einstmals so stolzen, Marke endlich zu wünschen wäre !

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