Keine Ahnung, wie viele Pfeifenfans in aller Welt sich schon gefragt haben, wofür das durchgestrichene O im Namen Larsen ( das übrigens hier, der Einfachheit und erlaubten Verwendung halber als Ö erscheint ) steht. Gehen wir dem Ö und der einmaligen Geschichte dieser Familie doch mal ein wenig auf den Grund.
Der Gründer der Larsen-Dynastie hieß Wilhelm Öckenholt Larsen. Er war es, der 1864 im Amagertorv in Copenhagen sein erstes Tabakgeschäft eröffnete. Schon damals hatte W.Ö. Größeres im Sinn, als nur einen weiteren Tabakladen der Stadt zu führen. Er kaufte im Umland einige, kleinere Tabakwaren-Produzenten auf und begann, seine eigenen Cigarren und Tabake herzustellen und zu vertreiben. Die Geschäfte gingen gut, Larsen wurde zum führenden Anbieter in Copenhagen und zur festen Größe im dänischen Markt. So wurde das gut gehende Geschäft von Generation zu Generation weitergereicht. Eines blieb aber gleich. Den „Wilhelm Öckenholt“ führten auch alle Kinder und Kindeskinder im Namen- um eine einwandfreie Identifikation mit dem Namen zu ermöglichen, der mittlerweile zur bedeutenden Marke aufgestiegen war.

Doch erst die vierte und fünfte Generation, in den Personen von Ole W.Ö.Larsen und Niels W.Ö.Larsen sorgten dafür, dass der Name Larsen auch im Bezug auf hochklassige, dänische Pfeifen legendär wurde.
Während der absoluten Blütezeit der sechziger Jahre verkaufte man schon recht erfolgreich Pfeifen u.a. von Sixten Ivarsson, Poul Rasmussen und Sven Knudsen. Das allerdings schien dem damaligen Geschäftsführer, Sven Bang, zu wenig und er schlug seinem Chef vor, doch selber Pfeifen zu fertigen.
Ole W.Ö. ließ sich überzeugen und so entstand im Keller des prächtigen Geschäfts eine, gut ausgestattete Pfeifenwerkstatt. Die Idee schlug ein, die anspruchsvollen Kunden waren begeistert und der anfänglich als Pfeifenmacher engagierte Sven Knudsen hatte gut zu tun. Knudsen übergab den Posten nach einiger Zeit an seinen jungen Schützling Hans Nielsen, der später als „Former“ weltberühmt werden sollte und die Geschäfte florierten. Es lief so gut, dass die Werkstatt in eine ehemalige Zigarrenfabrik von Larsen verlegt wurde und Former der Leiter eines ganzen Teams an jungen Pfeifenmachern wurde. Wer heute die Namen der Pfeifenmacher hört, die seinerzeit in Formers Werkstatt die ersten, erfolgreichen Schritte machten, bevor sie nach und nach in die Selbstständigkeit gingen, bekommt den Mund vor Erstaunen nicht zu.
Anne Julie, Phil Vigen, Poul Rasmussen, Peter Hedegaard, Poul Ilsted, Sven und Teddy Knudsen, Jess Chonowitsch und Tonni Nielsen waren damit beschäftigt, die „Select“-und „Straight Grain“-Serie für Larsen zu fertigen. Kein Wunder also, dass die Pfeifen rasch bei anspruchsvollen Rauchern und Sammlern in der ganzen Welt gefragt waren.

Die Situation änderte sich grundlegend, als Former Anfang der achtziger Jahre in die Schweiz ging, um sein Projekt der „Bentley-Pfeifen“ zu starten. Seine Aufgaben bei Larsen übernahm der ebenfalls namhafte Sören Refbjerg Rasmussen und die Larsen-Pfeifen fertigte ein Schüler von Teddy Knudsen, der junge Benni Jorgenson. Allgemein hatte der Pfeifenmarkt stark nachgelassen, doch im kleineren Rahmen konnte man bei Larsen immer noch zufrieden sein. Doch Ole W.Ö. erkrankte schwer und übergab die Geschäfte seinem Sohn Niels.
Niels W.Ö. war noch jung, aber mit dem Erlernten bemüht, dem Namen Larsen auch weiterhin zu guten Geschäften und einem glänzenden Ruf zu verhelfen. Seine Idee war, durch Übernahme der GEORG JENSEN-Pfeifenfabrik im, inzwischen gefragten, Segment der günstigen Pfeifen Fuß zu fassen und Larsen dadurch breiter aufzustellen. Leider stellte sich dieser Plan als fataler Fehler heraus, der Niels W.Ö. soviel Geld kostete, das er aufgeben und an Stanwell verkaufen musste. 1997 endete, was Wilhelm Öckenholt Larsen 1864 begründete.

Ja, es gab auch danach und gibt immer noch Tabake und Pfeifen, die unter dem, nach wie vor, guten Namen Larsen vermarktet wurden und werden. Mit der Tradition, mit dem Anspruch der Familie Larsen, die einige Seiten im Geschichtsbuch der Pfeife füllte, hat diese Marketing-Nutzung aber nichts mehr zu tun. Wer sich heute auf die Suche nach einer richtigen Larsen-Pfeife , einer aus der Copenhagener Zeit, macht, sollte auf den Hunderter nicht achten müssen. Er erhält allerdings ein Rauchgerät, dass die hochwertige, dänische Klassik so gut vertritt, wie es kaum eine zweite Marke konnte und kann.
