FEUER FREI !

EINE KLEINE GESCHICHTE DES FEUERZEUGS

Wieso erfindet ausgerechnet ein Mönch, nämlich Berthold Schwarz, im frühen, vierzehnten Jahrhundert das Schießpulver? Nun, wie dem auch sei, die bald folgenden, ersten Pistolen sind nicht nur simpel in der Handhabung, sie besitzen auch nicht gerade Langzeit-Qualität. Findige Waffenschmiede ersinnen aus den defekten Schießeisen alsbald etwas völlig Neues, das den Menschen die Verfügbarkeit von Feuer deutlich vereinfachen wird- die Zunderpistole.

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Originalgetreuer Nachbau einer Zunderpistole

Der Lauf der Pistole wurde durch eine kleine Metallschale ersetzt. Man gab in die Schale Zündpulver, das man mit etwas Schwarzpulver mischte. Nun spannte man den Hahn, drückte ab und der Funke, der entstand, als der Hahn auf die Funkenplatte schlug, entzündete das Pulvergemisch in der Schale. Das erste Feuerzeug war geboren. Wie man sieht, ist Recycling und Upcycling keine Erfindung unserer Tage.

Wer sich übrigens fragt, woraus Zündpulver oder Zunder eigentlich bestand: es gab ihn aus carbonisierter Wolle, aus Leinen und aus Sägespänen. Bekannter, beliebter und gefragter war aber ein Produkt aus der Gegend von Ulm. Dort wuchs ein Baumpilz, der „Punker“. Dieser Schwamm wurde in den Sommermonaten von Buchen, Birken und Eichen abgesammelt, seine Schale entfernt und der Schwamm zerfasert. Später trocknete und pulverisierte man ihn und fügte Salpeter und Kaliumchlorat hinzu, um bessere Brennbarkeit zu erzielen. Zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts war eine richtige Industrie um diesen Schwamm herum entstanden. Schon ab 1700 gab es auch eine reiche Auswahl an Zunderbüchsen, an Dosen und Beuteln zur Konservierung und trockenen Lagerung des Zunders.

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Zunderbüchse aus Nepal. Original von 1900

Einige, dieser Zunderbüchsen und der Zunderpistolen sind bis heute im Original erhalten und erzielen auf Versteigerungen Preise jenseits der 40.000 Euro-Grenze.

Antoine Laurent Lavoisier ist es, der 1777 eine andere Entdeckung macht, die die Zunder-und-Stein-Methode ersetzen könnte. Die Idee basiert auf der Tatsache, dass bei der Verbrennung von Chemikalien, durch Oxidation, sauerstoffhaltige Mischungen entstehen. 1823 ist es der deutsche Physiker Johann Wolfgang Döbereiner, der nach diesem Prinzip ein Tischfeuerzeug für die Nutzung im Haushalt entwickelt. Leider ist über diese Feuerzeuge wenig bekannt und es sind auch keine Exemplare erhalten. Sie hatten die schlechte Eigenschaft, sich früher oder später mit einem lauten Knall zu pulverisieren.

Überhaupt wurde im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert viel in Sachen Feuerquelle ( von Feuerzeug möchte ich noch nicht sprechen) experimentiert.

Ebenfalls eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts war das pneumatische Feuerzeug. Durch schnelle und hohe Verdichtung wurde Luft so erhitzt, dass sie in der Lage war, einen Zunderbausch mehr oder weniger zuverlässig zu entzünden. Ein Verfahren, auf dessen Demonstration man heute noch in verschiedenen Physikunterrichten treffen kann und nach dessen Prinzip auch der Dieselmotor funktioniert.

Der Franzose Joseph Vaudaine war es, der 1878 das erste Gerät entwarf, dass heutigen Feuerzeugen ähnelte. Ein Metallteilchen, dass an einem Reibrad entlang geführt wurde, erzeugte Funken, die eine kleine Menge Benzin entzündete. 1880 folgte das erste Feuerzeug, an dem ein Reibrad Funken von einem Pyritstückchen zu einem, mit Benzin getränkten, Docht führte.

Wenn man von einer Art „Startschuss“ sprechen möchte, so ist dies das Jahr 1903. Der österreichische Physiker Carl Freiherr von Auer von Welsbach entdeckte in diesem Jahr, dass das Cereisen ( eine Cer- Eisenmischung) bei Reibung starke Funken erzeugt. Das Cereisen fand von nun an Verwendung als Feuerstein, von Welsbach ließ es sich unter dem Begriff „Auermetall“ patentieren, begann 1907 die Produktion und wurde so die eigentliche Schlüsselfigur für den modernen Feuerzeugbau. Österreich übernahm in den kommenden Jahrzehnten die prägende Rolle bei der Feuerzeugentwicklung.

Österreichische Technik sorgte für DIE Klassiker im Feuerzeugbau, die sich, nahezu unverändert, bis heute gehalten haben. Ab der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert nahmen auch andere Firmen den Feuerzeugbau auf, die heute legendär sind. So fertigte Karl Wieden in Solingen die ersten Typen (KW) und Louis V. Aronson gründete die RONSON LIGHTERS COMPANY. Doch, beim Fortgang der Entwicklung in Europa war eine österreichische Firma tonangebend.

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Das IMCO-Sturmfeuerzeug. Nach dem ersten Weltkrieg unter Verwendung von Patronenhülsen gebaut. Hier eine Version mit schon, speziell gefertigter Hülse. Nachbauten sind bis heute erhältlich

Nach Ende des ersten Weltkrieges begann Julius Meister in Wien mit der Fertigung von Feuerzeugen aus leeren Patronenhülsen, von denen es zu diesem Zeitpunkt ja leider mehr, als genug gab. Aus diesen Anfängen entstand die Firma IMCO, die sich spätestens mit dem Triplex-Modell, Anfang der dreißiger Jahre, ein Denkmal setzte.

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IMCO TRIPLEX. Das Prinzip einer Hülse als Tank wurde beibehalten. Unverwüstlich und inzwischen sogar unter dem Namen Imco wieder erhältlich. Allerdings in China produziert.

1933 gründete sich in Japan die Firma IM CORONA ( nein, es heißt nicht, wie oft falsch geschrieben, ITT CORONA), die mit ihrem Dunhill-Nachbau einen ganz großen Wurf landete. Dieses Modell wurde ständig weiterentwickelt und ist schließlich als „Old Boy“ in die Feuerzeuggeschichte eingegangen.

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Wie sich die Bilder gleichen. DUNHILL LIGHTER von 1940…
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…und die Entwicklung von IM CORONA, ebenfalls 1940

Beinahe zeitgleich wurde 1933 in den USA aber DIE Feuerzeuglegende schlechthin geboren…durch ein österreichisches Vorbild. Ein Freund zeigte Mr.George Grant Blaisdell sein „Hurricane Feuerzeug“. Blaisdell war beeindruckt, fand aber manches Detail verbesserungswürdig. Er fertigte Zeichnungen an, ließ Prototypen bauen und ging, als er zufrieden war, damit in Produktion. Weil ihm das Wort „Zipper“ für Reißverschluss so gut gefiel, nannte er seine Feuerzeuge einfach ZIPPO…und schuf damit ein Modell, das zum Inbegriff des Feuerzeugs auf der ganzen Welt werden sollte.

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Das Ur-ZIPPO eines GI`s , gezeichnet von den Leiden des zweiten Weltkrieges.
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Der „Landser-Lippenstift“ der deutschen Wehrmacht, mit Schraubdeckel und Reserve-Zündstein im Boden.

So recht glücklich waren aber vor allem die Pfeifenraucher mit dem erreichten Stand der Technik nicht. Ja, man störte sich auch am Rußen und am Beigeschmack des Benzins, das Hauptproblem war aber, dass die drucklose Flamme beim Kippen des Feuerzeugs immer kleiner wurde und so nicht zielgerichtet ein größerer Pfeifenkopf nachgezündet werden konnte. Es gab zwar das ewige Streichholz, ein Tank, in dem ein Metallröhrchen steckte, dessen Spitze mit Watte versehen war, in Benzin getränkt wurde und beim Herausziehen einen Ratschenmechanismus auslöste, der Funken erzeugte und so die Watte entzündete….aber viele Pfeifenraucher setzten doch eher auf das traditionelle Schwefelholz.

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Der „Frackzünder“ oder das „ewige Streichholz“ mit einem „Hölzchen“ aus Metall und mit Wattekopf.

Umso hoffnungsvoller blickte man auf die beginnende Entwicklung des Gasfeuerzeuges. Schon 1935 entwickelte der Franzose Henry Pingeot, von der Umwelt kaum registriert, ein Gasfeuerzeug, das er sich am 19.12.1935 patentieren ließ. Er suchte einen Partner, den er in Marcel Quercia fand. Dieser erhielt die Exclusivrechte zur Fertigung. Auf der Leipziger Messe stellte die Firma Karl Wieden Solingen dann 1939 das erste Butangas-Feuerzeug vor.

Kurze Zeit später aber verschwand nicht nur diese Erfindung in den Wirren des zweiten Weltkrieges. Erst 1947 beauftragte Quercia die Firma Shell mit der Weiterentwicklung des Gas-Feuerzeugs, aus der Zusammenarbeit gingen dann so legendäre Zünder, wie das Flaminaire, hervor.

Zeitgleich geschah eine seltsame Sache. Bekannte Firmen, wie RONSON oder DUNHILL verfolgten diese Entwicklung genau und begannen, ihre Produkte umzustellen. Sogar der Urtyp des heutigen Wegwerf-Gasfeuerzeugs wurde ersonnen. Wer aber glaubte, dass die Raucher nun mit fliegenden Fahnen zum Gasbetrieb überlaufen würden, sah sich getäuscht!

Die Zeit vom Ende des zweiten Weltkrieges bis weit in die fünfziger Jahre hinein darf als innovativster Zeitraum in der Entwicklung des Benzinfeuerzeugs angesehen werden, speziell in Hinsicht auf die Nutzung für die Pfeife. So entwickelte ZIPPO den, heute noch gebräuchlichen, Einsatz für die Pfeife, der auf genial einfache Weise eine Flammenlenkung auch in größere Tiefen des Rauchholzes ermöglicht. Ebenso großartig waren die Erfindungen rund um die Duo-Flamme.

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Bei diesem BENLEY-LIGHTER sind die beiden Dochte gut zu erkennen.

Wie man auf dem Bild gut sieht, waren zwei Dochte in der Verschlusskappe. Der Hauptdocht zündete den Hilfsdocht, mit dessen Nutzung sich auch eine Pfeife gut unter Glut setzen ließ. Andere Feuerzeuge hatten im Gehäuse einen Stab, dessen Spitze ebenso mit Benzin versorgt wurde, wie der Hauptdocht. Man entnahm den Stab, zündete die Spitze am Hauptdocht und konnte nun mit dem Stab, wie mit einem Streichholz, die Pfeife zünden.

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Aufwendiges „SILVER-MATCH“ der 60er Jahre, mit klappbarem Stopfer und Räumdorn am Unterboden, die beide unter einer, verschiebbaren Verschlussplatte verschwinden.

Auf breiter Front durchgesetzt hat sich letztlich dann aber doch das Gasfeuerzeug. Im Laufe der vielen Jahre haben sich unter diesen Konstruktionen auch viele ein eigenes Denkmal gesetzt. Sei es das DUNHILL Rollagas, die Luxuswerkzeuge aus dem Hause DU PONT, die „Straßenkreuzer-Heckflosse“ VARAFLAME aus dem Hause RONSON oder das, oben bereits erwähnte, IM CORONA „Old Boy“….und doch ist und bleibt der Markt der „tragbaren Feuerstelle“ bunt. Die Traditionalisten ficht all`das nicht an, sie benutzen ungerührt Streichhölzer, die eisernen ZIPPO-Fans kämen nie auf die Idee, etwas anderes als Benzin in ihre unverwüstlichen Lieblinge zu füllen.

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RONSON VARAFLAME- Bis heute eine Stil-Ikone.

Die Fans der BIC- oder CLIPPER-Einwegfeuerzeuge betreiben ihren eigenen Kult und sogar die Jetstream-Feuerzeuge haben ihre, überzeugte Anhängerschar.

Wer übrigens glaubt, die „Jet Flamme“ sei eine Erfindung der neueren Zeit der irrt.

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Das „BARKER-JET“. Gut zu erkennen ist das Tankröhrchen, das die Druckflamme erzeugt.

Auf diesem Bild sieht man das erste Strahlflammenfeuerzeug, ersonnen von Guy Strachan Barker, patentiert am 13.12.1929 , 1931 weiter entwickelt und ab 1944 von der Firma BEATTIE JET PRODUCTS vertrieben. Das Feuerzeug besaß zwei Tanks, wovon einer Watte und ein kleines Röhrchen enthielt. Das Röhrchen wurde über den Docht des anderen Tanks geführt. Zündete man das Feuerzeug und kippte es leicht, erhitzte sich das Röhrchen. Dadurch wurde das Benzin im Tank des Röhrchens erhitzt, verdampfte und entwickelte Druck, der dann herausströmte. So wurde eine lange, druckbeaufschlagte Flamme erzeugt, mit der sich problemlos eine Pfeife zünden ließ.

Solch`clevere Konstruktion nötigt einem schon Respekt ab. Doch, ganz egal, wie Sie ihren Tabak zum Glimmen bringen. Tun Sie es im Gedenken an all`die kleinen und großen Genies, denen wir verdanken, dass wir nicht mehr Funken auf ein Büschel trockenes Gras schlagen müssen, um an unser geliebtes Flämmchen zu kommen. Prometheus sei Dank !

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Für die Ewigkeit ! Nachbau des legendären „Le Briquet“, aus massivem Messing und fast 200 Gramm schwer.

 

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