Preben Holm gilt zurecht bis heute als eine, der prägendsten Persönlichkeiten in der Entwicklung der dänischen Pfeifenszene nach dem zweiten Weltkrieg.(siehe Artikel in diesem Blog: „Preben Holm-Fancypipes mit Anspruch“)
Quasi von Kindheit an beschäftigte er sich mit der Pfeife, stellte sich sehr früh auf eigene, unternehmerische Beine und schuf einen neuen Stil, der ihn besonders in den USA über Nacht zu einem, der gefragtesten Pfeifenmacher werden ließ.
So kam es, dass der gerade einmal 22 Jahre alte Holm schon 1968 über 400 Leute in seiner Pfeifenmanufaktur beschäftigte. Holm war ein kluger Mensch und machte sich auch eine Menge Gedanken darüber, wie seine persönliche Belastung auf zusätzliche Schultern verteilt werden konnte. Nicht nur, dass er einen Betrieb zu leiten hatte, er entwarf auch die neuen Modelle, baute sie mit seinen Mitarbeitern, zu denen junge, aufstrebende Pfeifenmacher, wie Poul Ilsted ,Per Hansen und Tao Nielsen gehörten und kümmerte sich um Kontakte mit Händlern und Importeuren, was auch einige Reisen vonnöten machte.

Preben Holm beschloss, per Zeitungsinserat nach einem jungen Auszubildenden zu suchen, der nicht nur das Pfeifen machen, sondern auch organisatorische Dinge lernen sollte.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der gerade einmal 17 Jahre alte Poul Winslow als Chemigraph bei einer dänischen Zeitung. Poul hatte früh die Schule verlassen und eine Lehre begonnen…und doch war es nicht das, was er wollte. Schon mit 14 rauchte er Pfeife und was er jeden Tag in den Auslagen der vielen Pfeifengeschäfte sah, faszinierte ihn mehr, als alles andere. Er las das Inserat von Holm in der Zeitung und beschloss, sich dort vorzustellen. Außer ihm waren noch viele junge Männer der Einladung zur Bewerbung gefolgt und Poul machte sich keine großen Hoffnungen. Doch, Preben Holm führte die vielen Bewerbungsgespräche persönlich und Poul muss ihn besonders beeindruckt haben. Überglücklich gab Poul seine Ausbildung bei der Zeitung auf und wechselte in sein geliebtes Pfeifenmacher-Handwerk.

Allzu optimistisch dachte er, bereits am ersten Tag mit dem Pfeifenbau beginnen zu können. Die ersten Wochen verbrachte er aber zunächst mit dem Fegen der Böden und mit Aufräumarbeiten. Holm erkannte das Talent von Winslow schnell und so begann der rasche Aufstieg von Poul. Schon nach wenigen Jahren war Poul Winslow nicht nur der Werkstattleiter, sondern auch Holms persönlicher Assistent. Die Einberufung zum Militärdienst folgte und Holm schätzte Winslow so sehr, dass er ihm für die Zeit bei der Armee ein Drittel des Monatslohns weiter zahlte, für das Versprechen, dass Winslow nach der Dienstzeit zurück ins Unternehmen käme.
Schon während Poul Winslow seinen Wehrdienst ableistete, gingen aber Veränderungen in der internationalen Pfeifenszene vor. Die Anzahl der Pfeifenraucher nahm ab, viele wanderten zur Zigarette ab und Preben Holms Fancy-Design verlor in den Staaten in gleichem Maße Fans, wie es sie vorher gewonnen hatte. Zeitgleich erkrankte Holm weitaus ernster, als zunächst angenommen. Poul kehrte zurück in ein angeschlagenes Unternehmen und als er 1985 nach einem Urlaub wieder zur Firma kam, stand er vor verschlossenen Türen. Die Pfeifenmacherei Preben Holms war geschlossen und Poul hatte keine Arbeit mehr. Trotz des rückläufigen Marktes konnte er sich aber nichts anderes vorstellen, als Pfeifen zu machen und seinen Traum weiterzuleben.

Er fasste den mutigen Entschluss, sich in seinem Haus in Hvidovre eine kleine Werkstatt einzurichten, um sich als Pfeifenmacher auf eigene Füße zu stellen.
Die ersten Jahre als völlig Unbekannter waren schwer und steinig. Dann kam Poul in Kontakt mit der Firma Stanwell. Man machte ihm das Angebot, bei Veranstaltungen im Ausland vor Publikum Rohlinge zu fertigen Pfeifen zu bauen, um so den Besuchern einen Eindruck von der Pfeifenmacherei zu geben.
Poul willigte ein. Ein kluger Entschluss. Zwar dürfte er während solchen Veranstaltungen keine eigenen Pfeifen anbieten, er bekam aber Kontakte in die Szene und war plötzlich kein gänzlich Unbekannter mehr. Das zahlte sich mit der Zeit aus und er begann, für seine eigenen Pfeifen Interessenten zu finden und sich Verbindungen zu schaffen.

Um eine eigene, unverwechselbare Handschrift zu finden, schuf er eine mutige Freehand-Kollektion. Es fanden sich Ideen von Preben Holms Fancy-Kreationen wieder, allerdings kultivierter, entschärft und dem Marktgeschmack angeglichen.
Dazu kamen gern bunte Applikationen, weil Poul Winslow der Meinung war und ist, dass die Pfeifen den Besitzer glücklich machen sollen, in einer, ansonsten eher grauen Welt- wie er das gerne erklärt. Vielleicht ist an dieser Überzeugung auch sein Erbe nicht ganz unbeteiligt. Schon der Großvater und der Vater waren Kunstmaler. Poul selbst begann in späteren Jahren ebenfalls mit der Malerei und ist damit bis heute sehr erfolgreich.
Seine speziellen Designs und seine Überzeugung, dass der Kunde für sein Geld die bestmögliche Qualität erhalten soll, schufen den Winslow-Pfeifen mit den Jahren immer mehr Freunde und den Ruf, den sie verdienen. Wenn man ihn nach der heutigen Pfeifenszene fragt , gibt Poul Winslow an, oft eine Handschrift, einen eigenen Stil bei den angebotenen Pfeifen zu vermissen. Ihm gelang es seinerzeit, genau diese Handschrift zu entwickeln. Zunächst hatte der Markt ein wenig Probleme mit seinen Interpretationen. Damals war der Pfeifenmarkt noch größtenteils streng konservativ geprägt und anfänglich recht überfordert von floralen und oft ausladenderen Shapes, von bunten Applikationen, von kontrastreichen Zierringen aus Buchsbaum oder Goldregen und von teils kräftigen, teils sehr hellen Beizfarben. Doch Winslow hielt unbeirrt an seinem Stil fest, schaffte sich Unverwechselbarkeit und mit der Zeit eine treue Fangemeinde.

Mit den Jahren wuchs die Nachfrage und Poul musste sich vergrößern. Er zog aber nicht um, blieb in seinem Haus in Hvidovre, südlich von Kopenhagen und ließ ein Nebengebäude zu einer kompakten, aber effizienten Werkstatt umbauen. Die erstklassigen Rohstoffe und die gediegenen Ausführungen sorgten natürlich dafür, dass Winslow-Pfeifen nicht eben günstig sein konnten. Da Poul aber seine Pfeifendesigns auch in bezahlbareren Regionen ansiedeln wollte, schuf er mit Crown eine zweite Marke . Festzuhalten ist an dieser Stelle, dass die Crowns bis heute eigenständig sind und nicht, wie oft fälschlich angenommen, eine Art „Winslow-Seconds“ darstellen . Bis zu 900 Winslows und bis zu 7000 Crowns wurden in Spitzenzeiten gefertigt. Da das nicht eine Person allein bewerkstelligen kann, suchte sich Winslow passende Assistenten, die bis heute erfolgreich mit ihm zusammen arbeiten. Im letzten Jahr konnte Poul ein stolzes Jubiläum feiern. 50 Jahre Winslow-Pfeifen…auf eine solch`lange und erfolgreiche Karriere können nur sehr, sehr wenige Pfeifenmacher zurückblicken. Was machte und macht ihn aus, diesen Poul Winslow, der schon mit 17 Jahren nichts anderes wollte, als Pfeifen zu machen ?

Einmal dürfte es die immer noch vorhandene Liebe zur Pfeife sein, dazu kommt seine Beharrlichkeit und sein Mut über die Jahre, auch in Zeiten, in denen es nicht so gut lief. Poul Winslow ist ein hundertprozentiger Profi. Verlässlich als Partner, beständig in seinem Tun und in seiner Qualität. Ein Händler erklärte mir einmal :“Wenn du einen Termin mit Winslow hast, er zu Gast in Deinem Laden sein soll und du 9.00 Uhr mit ihm vereinbart hat…und es sind 10 Grad minus und es hat 30 Zentimeter Schnee…dann rate mal, wer pünktlich um 9.00 Uhr im Laden steht !?“
Wer Poul Winslow trifft, sich mit ihm auf einer Messe oder bei einem Ladentermin austauschen kann, der trifft auf einen stets zugewandten, aufmerksamen und unprätentiösen Menschen. Es macht Freude, sich mit einem König der Pfeife zu unterhalten, der sich nicht wie ein König verhält.

Der Stil seiner Pfeifen erfreut sich schon seit vielen Jahren einer überzeugten Gegnerschaft. Winslows seien Pfeifen für Snobs, hört man da oft. Die Pfeifen mit den zwei kleinen Silbernägeln im handgearbeiteten Mundstück gelten gern mal als Statussymbol. Die Fans sehen das anders. Ob prachtvolle und auch mal extrovertierte Winslow oder eher dezente, beinahe klassische Crown. Stets kann man sich auf gleichbleibend hohe Qualität und erstklassige Rauchbarkeit verlassen. Der Erfolg hat Poul Winslow recht gegeben und ihm 50 Jahre professionellen Pfeifenbau ermöglicht. Das zählt. Ich jedenfalls ziehe meinen Hut vor einem, der erfolgreichsten, prägensten und besten Pfeifenmacher in der Geschichte der Bruyerepfeife…und als Fan sage ich DANKESCHÖN.
