
Begonnen hat der Erfolgsweg der Familie Barling mit einem, ganz anderen Handwerk. Um 1780 herum waren sie als besonders gute Silberschmiede in England bekannt. Etwas später wurde die Meerschaumpfeife in aristokratischen Kreisen mehr und mehr zum „angesagten“ Rauchgerät, mit dem sich auch Stil und Wohlstand trefflich vorzeigen ließen.
Das brachte Benjamin Barling auf die Idee, seine Silberarbeiten auch zur Verzierung solcher Meerschaumpfeifen anzubieten. So konnte der Wert und die Besonderheit dieser Pfeifen noch gesteigert werden und die anvisierte Kundschaft machte von dieser Möglichkeit gern und rege Gebrauch. 1812 eröffnete Benjamin im Londoner Stadtteil Marleybone, genauer am Portland Place, ein Geschäft: „B.Barling and Sons“.

Zunächst war man mit der Verzierung von Meerschaumpfeifen sehr erfolgreich. Auf der Weltausstellung 1851 erhielt man für die außergewöhnlich feinen Arbeiten sogar eine Medaille. Als ab der Mitte des 19.Jh. die Bruyerepfeife mehr und mehr an Bedeutung gewann, bot man auch für sie entsprechende Verschönerungen und Verfeinerungen an. Benjamin hatte mittlerweile die Geschicke der Firma in die Hände seines Sohnes Edward gegeben und der wiederum übertrug die Verantwortung in den 1890er Jahren auf seine Söhne und Benjamins Enkel. Mit den neuen Geschäftsführern William und Edward jr. änderte sich das Hauptziel der Firma. Etwa zur gleichen Zeit, in der auch Alfred Dunhill mit der Herstellung von Pfeifen begann, beschloss man diesen Schritt auch im Hause Barling.
Zunächst bearbeitete man Pfeifen, die im französischen St.Claude vorgedreht und dann nach London geliefert wurden. Seinerzeit eine, in England durchaus übliche Praxis. Nach neuesten Erkenntnissen endete diese Vorgehensweise im Jahr 1906. Zu diesem Zeitpunkt erschien in der Fachzeitung „Tobacco“ ein Artikel, in dem ein Mitglied der Familie, Montague Barling, einen Streik der französischen Pfeifenmacher beklagte, der für das Familienunternehmen zur echten Krise wurde.

Es ist generell sehr schwierig, exakte Angaben zum ersten Teil der Barling-Firmengeschichte zu finden, da bei einem früheren Brand im Werk viele Unterlagen vernichtet wurden.
Man kann sich darauf einigen, dass Barling zwischen 1906 und 1909 begann, alle Pfeifen selbst herzustellen. Das Unternehmen zog in größere Räumlichkeiten in Camden Town um, blieb aber trotzdem immer bedeutend kleiner als Dunhill. Man hatte auch nicht die notwendigen Ressourcen, um sich selbst zu vermarkten und einen weltweiten Vertrieb aufzubauen. Trotzdem erwarb man sich mit den Jahren den Ruf höchster Qualität, auch weit über die britischen Inseln hinaus. Streng klassische Shapes, sehr oft in Etuis verpackt und gern auch mal mit Silber verziert, nicht ungewöhnlich, wenn man die Herkunft der Familie berücksichtigt.

Nach Ende des ersten Weltkriegs beschränkte sich Barling vornehmlich auf Billard-und Potshapes mit zumeist geradem Holm. Montague Barling, der nun das Unternehmen leitete, stand auf dem Standpunkt, dass das Dublin-Shape die Spezialität von Charatan und der Markt der gebogenen Pfeifen von Peterson abgedeckt sei. Bis in die späten 40er Jahre sollte sich an den Abläufen bei Barling nicht viel ändern, zumal ihnen der Erfolg treu blieb.
Montague Barling hatte zwei Töchter, von der eine einen Mister Nichols heiratete. Der stimmte zu, seinen Namen in Barling-Nichols zu ändern, als er die Leitung der Firma übernahm. Mit ihm kam frischer Wind auf, sorgte er doch für eine entsprechende Steigerung des Marketings und für die Einführung der Marke Barling in den USA. Trotz erheblicher Zuwächse achtete Barling-Nichols akribisch auf die Beibehaltung der Qualität, in deren Ruf die Firma stand. Er sorgte auch für Namen spezieller Linien, die den Liebhabern der Marke bis heute geläufig sind, wie „The Very Finest“ und „Ye Olde Wood“. Barling-Nichols machte in den Jahren danach Barling zu einer, der bedeutendsten Marken in den USA, die mühelos mit Dunhill, Sasieni und Charatan konkurrieren konnte. Die Erfolgkurve stieg kontinuierlich an, bis etwa 1962, dem Ende der ersten Barling-Epoche.

Was machte und macht die Barling Pfeifen dieser ersten Epoche nun derart begehrlich bei Rauchern und Sammlern? J.T. Cooke, der während seiner Arbeit für Levin-Pipes tausende Barlings restaurierte und inzwischen selbst ein bekannter Pfeifenmacher ist, hat diese Pfeifen einer genaueren Betrachtung unterzogen, da er hinter das Geheimnis kommen wollte.
Zunächst fiel ihm die Präzision auf, mit der die Pfeifen gefertigt sind und die Berücksichtigung vieler, kleiner Details, die ein perfektes, Ganzes ergeben. So ist die Zapfenlänge sorgsam auf die Schafttiefe abgestimmt, um Verwirbelungen und somit Feuchtigkeitsbildung zu vermeiden und die Rauchkanäle liegen absolut bündig mit dem Pfeifenboden. Aus gleichem Grund ist die Zapfenöffnung an den Rändern abgeschrägt, die Bisse sind gefächert, die Bohrungen glatt und gleichmäßig und im Biss oval abgeflacht. Angewandte Strömungstechnik, wie sie selbst heutzutage vielfach nicht (oder nicht mehr) vorhanden ist. Technisch war Barling allen und vor allem der Zeit deutlich voraus. Einen weiteren Grund für die Beliebtheit sieht Crooke in der Holzqualität. Barling verwendete in der ersten Epoche ausschließlich algerisches Bruyere. Man war überzeugt, dass die größere Porösität der algerischen Hölzer besonders kühles Rauchen und eine bessere Wärmeverteilung ermöglicht. Ein wesentlicher Punkt war wohl aber auch das Alter des verarbeiteten Holzes, das zwischen 80 und 150 Jahre betrug.

Die Porösität stellte Barling aber vor ein Problem. Die, seinerzeit übliche Methode, unter Wärmezufuhr zu trocknen, machte das algerische Holz nicht mit- es riss. Also ging Barling den aufwendigen Weg, sein Holz an ein Holzunternehmen in Süd-London zu liefern, wo es zwei Jahre an der Luft trocknen dürfte. Kein Wunder also, dass die Pfeifen aus dieser, ersten Epoche so gefragt und leider auch kostspielig sind.
Der Verkauf der Firma Barling an ihren größten Kunden, Finlay, am 03.10.1960 läutete dann die zweite, leider nicht mehr ganz so qualitätsbetonte Epoche ein. Bis 1962 blieb aber der alte Glanz erhalten, da Montague Barling immer noch der Präsident war und so das 150jährige Bestehen des Namens gefeiert werden konnte. Zu diesem Zweck schrieb Montague Barling bekannte Pfeifenraucher an, um ihnen ein Geschenk zu machen. Der Brief, der auch an Bing Crosby ging, ist immer noch im Wortlaut vorhanden. Ich würde wetten, dass viele, heutige Pfeifenenthusiasten vor Freude an die Decke gehen würden, erhielten sie ein solches Schreiben. Doch, lesen Sie selbst:
„Lieber Mr. Crosby,
Bei einem kurzen Besuch im Jasper Park im Spätsommer 1948 hatte ich das Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten. Dabei kam das Thema Pfeifenrauchen zur Sprache, und ich erinnere mich noch gut an Ihren Eifer und Ihr Interesse für Briars.
Dies wurde mir wieder ins Gedächtnis gerufen, weil meine Firma einige schöne Barling-Pfeifen gesammelt und zu Companion Cases zusammengestellt hat, die zwei Pfeifen enthalten. Sie wurden zur Feier des einhundertfünfzigsten Jahrestages der Gründung dieses Unternehmens durch meinen Urgroßvater im Jahre 1812 hergestellt.
Es ist unser Wunsch, dass diese Pfeifen an weltberühmte Pfeifenraucher verschenkt werden, und ich habe mir die Freiheit genommen, Ihren Namen auf meine Liste zu setzen. Wären Sie so freundlich, mir mitzuteilen, ob Sie ein solches Geschenk annehmen würden?“
Mit freundlichen Grüßen,
B. Barling & Söhne, LTD.
Na, sehe ich jetzt einige, verträumt und schwärmerisch leuchtende Gesichter?

Nun, Bing Crosby nahm das Geschenk dankend an und er tat gut daran. In den Folgejahren sollten sich einige Dinge bei Barling nicht wirklich zum Guten wenden. Bis zum Jahr 1967 hatten alle Barlings das Unternehmen verlassen. Das nicht auch der Name selbst gelöscht wurde, verdanken wir Ron Harden, der 1964 ins Unternehmen kam und 1967, als inzwischen Generalmanager, die Auslöschung von Barling verhinderte. Aus heutiger Sicht kann man trefflich darüber streiten, ob das Fluch oder Segen war. Fest steht, dass der Pfeifenmarkt immer schwieriger wurde und die Frage nach der Marge erheblich bedeutender wurde, als die Frage nach der Qualität.
Die dritte Epoche begann im Februar 1963. Die Imperial Tobacco hielt 40% an Finlay, dem Besitzer des Namens Barling. Man hatte die Option, Finlay ganz zu übernehmen und tat das zu oben genanntem Datum. Damit war auch der endgültige Untergang von Barling abzusehen. Imperial schloss 1970 die Barling-Fabrik und gab die Pfeifen bei anderen, englischen Herstellern in Auftrag. Etwas später wurden sie bei Nörding in Dänemark gefertigt, eine günstige Barling-Linie kam dann auch von Peterson, sogar inclusive des P.Lips. 1980 verkaufte man die Namensrechte an die Firma Bucktrout und die Barling Pfeifen verschwanden letztlich in der Versenkung.

Vor gar nicht langer Zeit war der Name Barling dann plötzlich wieder da. Doch, die Pfeifen, die heute unter dem berühmten Namen angeboten werden, haben mit der ruhmreichen Vergangenheit des legendären Unternehmens nur noch den Namen gemeinsam. Heutzutage ist es ja Mode, Lizenzen für bekannte Namen zu erstehen, um sein Produkt besonders zu machen. Es mögen ja gute Pfeifen sein-Barlings sind es nicht. Wer eines, der echten Stücke von hoher Qualität ergattern möchte, braucht Glück und Geduld. Zumeist befinden sich diese Pfeifen in Sammlerhand…und diese Sammler trennen sich selten davon. Die Gründe kann ich gut verstehen…Sie ,nach dem Sie diese Geschichte gelesen haben, sicher auch!
